Direkter Draht nach oben


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Ich bete schon lange – seit ich ein Kind bin. Ich fand das Beten immer eine gute Sache, etwas Tröstliches, ein Ritual, das Zuversicht und Hoffnung gibt, ist die Situation noch so ausweglos. Beten beruhig und gibt Klarheit über eine Situation. Das Gespräch mit den himmlischen Mächten gibt mir immer unzählige wertvolle Inputs, es inspiriert mich auf den verschiedensten Ebenen, es entschleunigt und strukturiert. Beten ist auch ein Ritual des Dankes und der Demut. Diese grosse Dankbarkeit gegenüber einer grösseren, himmlischen für uns nicht fassbaren Macht, macht mich jeweils immer sehr glücklich. Dabei ist für mich beim Beten weder die Dauer entscheidend, noch ist es der Ort. Für mich als Christin ist es vielmehr wichtig, dass ich bete und so mit den göttlichen Mächten im Gespräch bleibe – gerade jetzt: über das, was mir mit Blick auf das (neue) Virus Angst macht; über das, was ich nicht verstehe; über das, was mich zweifeln lässt. Ja, die Bedrohung, die mir mit Corona so auf den Leib rückt, ist eine Anfrage an den Glauben. Ja, ich erschrecke, wenn ich sehe, wie elend Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung sterben. Doch nicht erst seit dieser Pandemie frage ich mich nach dem Sinn des Leids in der Welt.

    Ich frage das nicht nur mich, sondern ich frage das auch die göttlichen Mächte. So wie ich meinen Dank und mein Lob im Gebet vor sie bringe, komme ich mit meinen Zweifeln, meiner Wut, meiner Angst und meiner Sorge zu ihnen. Nein, ich bekomme von ihnen nicht die allumfassende Antwort auf meine Fragen nach dem Warum. Aber ich erlebe im Beten, dass ich in den göttlichen Mächten ein Gegenüber habe. Ich erinnere mich daran, dass er in Jesus Christus selbst Mensch geworden ist. Er kennt unsere Menschen-Fragen und unsere Menschen-Not. Im Beten spüre ich, dass die göttlichen Mächte mich stärken und mir Geborgenheit und Zuversicht geben. Dann bekomme ich das Herz, den Kopf und die Hände frei, um im Vertrauen darauf, dass ich meine Sorgen den göttlichen Mächten abgeben kann und sie etwas Kreatives daraus machen, mich jederzeit begleiten, beschützen und mich nicht alleine lassen, was anderen und mir hilft.

    Im Gebet finden wir zu unserem wahren Ich. Dies stellte schon der schottische Theologe P.T.Fortsyth fest. Und er mag Recht haben, denn egal wie wir Gott definieren – beim Beten stehen wir einer Macht gegenüber, die grösser ist, ewiglich, allwissend. Es ist die Wahrhaftigkeit vor etwas Mächtigerem, dieses Hingeben unserer Seelen – das unsere Worte erst zu einem Gebet erhebt. Und genau darin liegt die eigentliche Kraft des Betens: Wenn wir aus ganzem Herzen sprechen, wenn wir fühlen und in jedem unserer Worte sein können – dann macht es fernab aller Formulierungen und aller Wünsche, die wir vielleicht hegen, unsere Ängste kleiner und alles, was gut ist grösser. Im Gebet finden wir eine Sprache, die es uns erlaubt, die Lektionen aus unserem Erleben, unseren Erfahrungen im Leben umzusetzen. Im Gebet überschreiten wir die Grenzen unseres Ichs, denn wir überschreiten gleichwohl die Grenzen dessen, was wir begreifen. Es ist eben diese Anrufung, dieses Anerkennen einer höheren Macht, die unsere Herzen öffnet und Raum schafft für das Vertrauen in etwas, das uns trägt und hält; etwas, das weder Zeit noch Worte kennt und unser Leben in einen grösseren Zusammenhang bettet.

    Am Ende darf ein Gebet alles sein: Ein Lied, ein Tanz, ein gesprochener Satz. Ein Lächeln, ein kurzes innehalte, ein Gedanke.

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen liebe Leserinnen und Leser auch das beglückende Erlebnis des Betens. Es ist immer wieder faszinierend – eine Reise zu sich selbst und ein Geschenk des Glaubens und Lebens.

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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